In meinem Sessel sitzend rauche ich genüsslich eine Romeo y
Julieta namens "Churchill", habe mich zurückgelehnt, unnötiges Licht gelöscht
und genieße diese duftende kubanische Köstlichkeit, die einmalig ist auf der
Welt. Durch halbgeöffnete Lider beobachte ich den Rauch, nachdem er meinen
Geschmacksnerven abenteuerliche Genüsse wie nach altem Port oder frischen
Früchten und all den dazwischen liegenden Nuancen bereitet hat. Aus den
Lautsprechern tönt leise Musik mit Titeln, die "Guantanamera", "Son de la Loma",
"Yolanda" und "Hasta Siempre" heißen. Die Töne entführen mich, gleichsam wie der
Rauch der Zigarre sich verflüchtigt, nach und nach zurück zu dieser
unwiderstehlichen Insel des Lichts - Cuba.
Wollen Sie, liebe Leserin und lieber Leser, mit mir
kommen? Dann fassen Sie meine Hände, schließen Sie die Augen, lassen Sie
sich fallen und sich verzaubern von einem karibischen Traum - Cuba.
Nirgends in der Karibik werden Sie freundlichere Menschen treffen, keine
Stadt dieser Region ist so großartig wie Havana, die Lebenslust kann
nicht überwältigender sein wie hier; die Hitze ist unvergleichlich, der
Mangel allgegenwärtig - Cuba.
Wenn wir in Holguin gelandet sind und mit dem Bus den vierstündigen
Transfer zu unserem Hotel "Los Corales", gut 40 Kilometer östlich von
Santiago de Cuba gelegen, unternehmen, wird uns auf der einzigen
Autobahn des Landes auffallen, dass auf ihr mehr Radfahrer und Fußgänger
als Autos unterwegs sind. Aus dem Busfenster sehen wir die hügelige
Landschaft, gelegentlich wird der Blick versperrt durch große
Reklametafeln mit dem Bild Ché Guevaras und dem Aufdruck "Hasta la
victoria siempre". In einer kleinen Stadt machen wir eine kurze Pause.
Sollten Sie Raucher sein, werden Sie nun ein ernstes Problem haben.
Wohin mit der Kippe? Es ist alles derart sauber, dass man keinen Flecken
finden kann, an dem eine Kippe unauffällig entsorgt werden oder sich zu
anderen gesellen könnte. Ich habe meine mit dem Schuh ausgedrückt und
den Rest in meine Hosentasche gesteckt und sie mit ins Hotel genommen.
***
Das in
einem schönen Park gelegene Hotel Los Corales mit seinen Bungalows ist
in Ordnung. Wie alles auf Cuba ist es sehr sauber und gepflegt. Das
Bedienungspersonal und das Animationsteam sind herzlich, freundlich und
gut ausgebildet, kompetent. Die Badebucht bietet sauberes, warmes
Wasser, das draußen durch ein Korallenriff gedämpft nur mit zierlichen
Wellen schüchtern den schmalen Sandstrand besucht. Gelegentlich findet
man in Strandnähe abgebrochene Korallen. Darum ziehen wir uns zur
Vorsicht Badeschuhe über, bevor wir ins Wasser gehen. Auf
Strandverkäufer warten wir hier vergebens. Unmittelbar am Strand ist
eine kleine Giftbude. Hier bekommen wir von Roberto Getränke gemixt, die
wir reichlich - Stichwort alles inklusive - zu uns nehmen. Da wir uns
auf der absoluten Sonnenseite Cubas befinden, ist es sehr heiß und es
regnet weniger als in den anderen Landesteilen. Abends treffen wir uns
an der Freilichtbühne und lassen uns mit gelungenen Shows und Musik
unterhalten.
In dieser Gegend ist Geschichte gemacht worden. Der Sieg der Revolution
wurde in Santiago de Cuba verkündet, und schon 50 Kilometer östlich
beginnt der amerikanische Stützpunkt Guantanamo.
Santiago de Cuba, ehemalige Hauptstadt Cubas, steht in
einem ständigen Wettstreit mit Havana. Eifersüchtig achten die Städte
auf Gleichbehandlung. Was in Havana gebaut wird, muss größer, höher,
breiter sein als sein Pendant in Santiago. Umgekehrt verhält es sich
aber genauso. Die Landepiste des Flughafens in Santiago, sie wurde
später als die in Havana gebaut, ist nur aus diesem Grund fünf Meter
länger als die der Hauptstadt. Daher hat das (ältere) Theater von
Santiago genau einen Platz weniger als das (neuere) in Havana. Ein
Besuch Santiagos ist Pflicht! Man sollte sich mindestens die Festung,
den Friedhof(!) mit seinen prächtigen Grabmalen (Barcadi, Marti), die
Kathedrale und das Rathaus
ansehen. Von der Dachterrasse des alten Nobelhotels "Casa Granda" haben
Sie einen sehr schönen Blick auf die Kathedrale, das Rathaus und über
Santiago bis hinunter zum Karibischen Meer. Etwas außerhalb Santiagos
sehen wir uns die Moncada-Kaserne an.
Sollten Sie abends in dieser Stadt sein, dann folgen Sie Ihren Ohren.
Gehen Sie in eine der vielen Kneipen mit kubanischer Musik und erleben
Sie diese einzigartige Atmosphäre. Haben Sie keine Angst um Ihr Geld.
Nepp und Betrug sind hier noch unbekannt und Diebe haben Sie nicht zu
fürchten. Cuba gilt als vermutlich das sicherste Reiseland der Welt.
Bestimmt gehen Sie auch einmal in eines dieser großen, halbleeren
Geschäfte. Dort sehen Sie eventuell eine große Vitrine, in der eine
einzige Schraube ausgestellt ist. Die ist vorhanden und die und nicht
mehr können Sie kaufen. Der Kubaner kann es wahrscheinlich eher nicht,
weil er sie nicht bezahlen kann. Denn es wird im ganzen Land der Mangel
offenkundig. Wer keine US-Dollars oder Euros hat, der ist zu bedauern.
Ein Arzt verdient monatlich um die 20 Dollar. Ein kleines Töpfchen Farbe
kostet 10 Dollar. Dieses sollten Sie wissen und ständig bedenken, wenn
Sie sich über die Höhe eines Trinkgeldes Sorgen machen und Ihr Geiz
einmal mehr Oberhand gewinnen will. Es ist durchaus möglich, dass Ihr
Barkeeper Atomphysik studiert hat. In einem Resort bei Guardalavarca
sollen 80 Prozent des Personals Akademiker mit abgeschlossenem
Universitätsstudium sein.
Die Umgebung von Los Corales, der
Bacanao-Nationalpark, lädt zu Spaziergängen ein. In der Nachbarschaft
gibt es ein Delphinarium und einen Saurierpark. An der einzigen Straße
befindet sich kein Bürgersteig. Sie müssen sich aber nicht davor
fürchten, von einem Auto angefahren zu werden; vermutlich werden Sie gar
keins sehen. Autos sind auf Cuba rar. Die Rohrleitungen, die Sie links
und rechts von der Straße sehen, sind Wasserleitungen, die auch unser
Hotel versorgen. Nehmen Sie sich trotzdem unbedingt etwas zu trinken
mit, unterwegs werden Sie nichts bekommen und auf einen Rohrbruch können
Sie nicht hoffen. Werden Sie auch die vielen Schmetterlinge bemerken,
die es überall auf Cuba gibt?
***
Fliegen Sie mit nach Havana, dieser Krone der Karibik? Gut! Und Mut
gefasst! Iljuschin und Antonow sind die Zauberworte, die uns die Haare
zu Berge stehen lassen. Diese betagten Maschinen überbrücken die 800
Kilometer von Santiago nach Havana in knapp zwei Stunden. Der Zug
braucht dafür ungefähr vierundzwanzig. Ein klappriges Auto gäbe es, das
notwendige Benzin gibt es aber nicht. Wir hatten damals einen Flug für
den 16.07.1997 gebucht, weil der ursprünglich von uns geplante vom 12.
ausgebucht war. Das war gut so. Denn diese Maschine stürzte ab und liegt
nun mit 44 Menschen tief auf dem Grund des Meeres - auch einige Gäste
unseres Hotels waren dabei; wir zum Glück nicht! Ebenfalls an Bord
befanden sich die Ansichtskarten, die wir geschrieben hatten und die
deshalb nie ihre Empfänger erreichten. Übertriebene Sorge ist trotzdem
nicht angebracht. Meines Wissens war das die letzte Flugzeugkatastrophe
in Cuba. Schön, dass Sie nun mitkommen!
In Havana gelandet bemerken wir nach kurzer Zeit den großen
Nachteil, den diese Stadt hat: sie liegt viel zu weit von Santiago
entfernt. Ein Tagesaufenthalt, das stellt sich schnell heraus, ist viel
zu wenig für diese atemberaubende Stadt, die einstmals zu den schönsten
Metropolen der Welt zählte. Und das kann man heute noch nachvollziehen,
obwohl der Verfall rascher als die Restaurierung fortschreitet. Dort wo
renoviert wurde, ist der alte Glanz wieder allgegenwärtig. Viele der
prachtvollen Paläste und Villen sind nun Museen, Restaurants oder
Hotels.
In einem engen Zeitplan sind uns natürlich bei den
Besichtigungen Beschränkungen auferlegt. Was schauen wir uns an?
Unbedingt das Fort Castillo del Morro; es ist sehenswert, sehr gut
erhalten und bietet einen schönen Blick auf Havana, den Hafen und den
Malecon. Das Capitolio, ein imposanter Bau, dem Capitol Washingtons
nachempfunden; das wunderschöne Theater nebenan "Garcia Lorca". Die
Rambla, diese marmorne Prachtstraße. Gehen wir danach ins "Don Agamenon"
essen, einem restaurierten Restaurant. Achten Sie auf Marmor,
Wandfliesen und Verglasung. Halten Sie dabei Ihre Augen fest, sie fallen
Ihnen sonst vielleicht aus den Höhlen. Die Kathedrale im Zentrum mit
ihrem einzigartigen Vorplatz mit dem Haus der Generalkapitäne links
davor darf man wirklich nicht verpassen. Auf dem Platz finden öfter
kleine Märkte statt. Und, bitte sehr, sperren Sie auf ihrem weiteren Weg
durch die Altstadt Ihre Ohren auf! Hören Sie die Musik? Aus allen Ecken
tönt sie und Menschen tanzen und sind fröhlich bei diesen Klängen aus
Salsa, Cha-Cha und Rumba. Den Rostfraß an den alten Straßenkreuzern, den
Buiks, De Sotos, Plymouths, Isotas, Chevrolets und Cadillacs, sollten
Sie geflissentlich übersehen. Es ist der Charme vergangener Epochen der
hier sichtbar wird; aus einer Zeit, als Havana noch das Freudenhaus
Amerikas war.
***
Als Zwanzigjähriger hatte ich meinen ersten Kontakt mit den
Büchern Ernest Hemingways, von denen er viele in Havana geschrieben hat. Der
Nobelpreisträger für Literatur (1899 - 1961) liebte diese Stadt. In dem Hotel
"Ambos Mundos", Zimmer 511, wohnte und schrieb er in den dreißiger Jahren des
letzten Jahrhunderts, bevor er sich eine Finca kaufte. Sie sollten sich das Buch
"Inseln im Strom" besorgen. Die Handlung spielt überwiegend in Havana. Der Roman
stellt die damalige Situation der Stadt und ihrer Bewohner vortrefflich dar. Der
Romanheld Thomas Hudson ist fast identisch mit Hemingway. Thomas wollen wir nun
folgen, um die beiden Orte Havanas kennen zu lernen, die ich bisher nicht
genannt habe: "El Floridita" und "Bodeguita del Medio". Sie brauchen sich die
Namen nicht zu merken, Thomas und ich führen Sie dort hin.
Wenn Sie Hemingway kennen, wissen Sie vermutlich auch von der Geschichte, dass
er zuweilen ein grandioser Saufaus gewesen sein soll. Und dieses waren seine
bevorzugten Wasserlöcher, das Floridita und die Bodeguita. In Havana bevorzugte
er alles Alkoholische, besonders aber den Daiquiri und den Mojito. In der
Bodeguita ist unter Glas eine handschriftliche Widmung Hemingways zu lesen: "My
Mojito at La Bodeguita del Medio and my Daiquiri at the Floridita". Nach
heutigen Maßstäben ist das ein unbezahlbarer Werbegag. Wir betreten nun
gemeinsam El Floridita, die von sich behauptet, die Wiege des Daiquiri zu sein.
Hemingway hat dieses Getränk nicht
erfunden, hat aber reichlich davon konsumiert und über die eindringliche
Schilderung dieses Getränks wahrscheinlich zu der weltweiten Popularität und
Verbreitung beigetragen. Eine gemütliche, gepflegte Atmosphäre empfängt uns, ein
in rot gehaltener Bartresen, Touristen an der Bar und an den Tischen. An den
Wänden die Reliquien: Hemingway-Fotos mit damaligen Berühmtheiten. Von der Theke
her sind die lauten Geräusche der Mixgeräte nicht zu überhören. Die Barmänner
haben alle Hände voll zu tun. 1997 kostete ein Getränk 6 US-Dollar, was
umgerechnet 10,50 DM waren. (Wissen Sie noch, was der kubanische Arzt verdient?)
Ein paar Männer spielen auf ihren Gitarren und singen melancholische Lieder. Wir
trinken den obligatorischen Daiquiri und finden ihn erfrischend, kalt, fruchtig
und köstlich. Von dem zerstoßenen Eis hat er seine geleeartige, zähflüssige
Konsistenz. Seine Zutaten bestehen aus 5cl weißen Rum, 3cl Limonensaft, 1cl
Zuckersirup und Eis. Diese Ingredenzien werden entweder in einem Shaker gemischt
und durch ein Sieb in ein Cocktailglas geschüttet; das ist die übliche Variante.
Oder wir wählen die Zubereitung im Mixer mit sehr viel gestoßenem Eis und
erhalten den Daiquiri so, wie wir ihn im Augenblick in der Floridita trinken.
Lassen wir aber Hemingway erzählen, wie er ihn Thomas Hudson empfinden ließ:
"Er hatte doppelte Daiquiris
getrunken, von den großen, die Constante in überfrorenen Gläsern servierte, so
dass sie nicht nach Alkohol schmeckten, und wenn man sie herunterkippte,
schmeckten, als führe man mit Skiern einen verschneiten Gletscher hinunter..."
Und an einer anderen Stelle: "Er trank noch einen gefrorenen Daiquiri ohne
Zucker, und als er das schwere, frostbeschlagene Glas hob, sah er die klare
Schicht unter dem geraspelten Eis und sie erinnerte ihn ans Meer. Das geraspelte
Eis sah aus wie das Kielwasser eines Schiffes, und das Klare darunter sah wie
das Bugwasser aus, wenn der Steven es zerschnitt und das Schiff in flachem
Wasser war..." Thomas lassen wir in der Floridita, denn wir wollen sehen, was
mit Hemingway los ist.
Nach 15 bis 20 Glas von diesem Getränk machte sich Hemingway durch die höllische
Hitze der Stadt auf den Weg in die Bodeguita del Medio.
Nach etwa 15 Minuten sollte er dort vermutlich
angekommen sein. Es empfing ihn ein kleiner Raum, links hinter der
Sprossenwand die schwarze Theke, davor einige Barhocker, rechts an der
Wand ein paar kleine Tische. In der ersten Etage und nebenan gibt es
weitere Räume, in denen gegessen werden kann. Unten in der Kneipe
bestellte Hemingway seinen Mojito, der seinen mörderischen Durst
löschte. Wegen des darin enthaltenen Wassers ist der erfrischende Mojito
ein erheblicher Kontrast zu dem Daiquiri. Die Bedienung benötigt diese
Zutaten: Den Saft einer Limone, ein Zweig Minze, einen Teelöffel Zucker,
6 - 8 cl weißer Rum, Sodawasser und 6 Eiswürfel. Der Limonensaft wird
mit dem Zucker verrührt, bis er zum Teil gelöst ist. Der Minzespross
wird ein wenig geknickt und im Limonensaft sanft leicht zerdrückt. Jetzt
kommen die Eiswürfel hinzu, darüber wird das Sodawasser gegeben und mit
dem Rum aufgeschüttet. Zweimal umrühren. Ahh!, das hat Ernest erfrischt!
Wir bestellen uns auch einen. Das macht uns fit für den Rückflug nach
Santiago de Cuba. Ernest bleibt zurück, weil er noch durstig ist.
***
Kurz nach dem Start haben wir die Möglichkeit, aus dem
Flugzeug auf der rechten Seite das Karibische Meer und auf der anderen
Seite den Atlantischen Ozean zu sehen. Über die berühmte Schweinebucht
und die bergige Küstenregion geht es dann zurück in Richtung Santiago.
Wir gehen in das Restaurant "Zun Zun" und essen etwas, während im
Hintergrund zwei junge Frauen Gitarren spielen und dazu einen Song von
Carlos Puebla singen, "Hasta Siempre". Das schöne Lied, die heimliche
Hymne Cubas, handelt von Ernesto "Ché" Guevara, der allgegenwärtig ist
und uns von tausenden Plakatwänden und Häuserfronten anschaut. Annabell
Ramirez Rodriguez, unsere freundliche Bedienung im Los Corales, zeigte
uns ein Album mit den Bildern ihres kleinen Sohnes. Am Anfang war jedoch
ein Foto des verehrten "Comandante" eingeklebt, erst dann folgten die
Bilder des Kindes und der Familie. An einer Bar unseres Hotels traf ich
eines Abends einen alten Kubaner, der mir stolz berichtete, mit "Tchje",
so wird das Ché ausgesprochen, einst gekämpft zu haben. Als Beweis legte
er mir einen 40 Jahre alten vergilbten und zerknitterten
Zeitungsausschnitt vor. Und das war exakt an dem Tag, an dem man
Guevaras Leichnam in Südamerika gefunden hatte, er war dort unter
Beteiligung amerikanischer Regierungsbeamter gequält, ermordet und mit
abgehackten Händen verscharrt worden. Ché Guevara ist in Santa Clara
begraben.
***
Die kubanische Geschichte ist höchst interessant, die Entwicklung
bis in die Gegenwart hinein ist erstaunlich. Die Revolution durch
Fidel Castro hat die Insel seit fast 50 Jahren davor bewahrt, von
Kriminellen Amerikas Gnaden (wie Batista auf Cuba, Pinochet in
Chile, die Duvaliers auf Haiti, Noriega in Panama) ausgeplündert und
ruiniert zu werden. Dass dieses Land trotz des wirtschaftlichen
Boykotts durch die von den Amerikanern gelenkten Länder der
westlichen Welt immer noch überlebt, ist bewundernswert; zumal nach
dem Zusammenbruch der so genannten Brüderstaaten im Ostblock
jegliche Hilfe von dort ausbleibt.
Das Land braucht aber dringend demokratische Verhältnisse und einen gut
entwickelten Tourismus als einzigen nennenswerten Devisenbringer, um
auch weiterhin in Würde ohne Fremdherrschaft existieren zu können. Das
Land braucht aber nicht amerikanische Lebensart und Politik und die
üblen Folgen der Globalisierung. Wie Cuba diesen Spagat schaffen will -
vor allem mit dieser Militärmacht in der Nachbarschaft - ist mir
schleierhaft.
Der Gegenwert eines Cuba-Urlaubs ist entschieden höher als
ein vergleichbarer Urlaub in Europa - und billiger. Also, liebe Leserin und
lieber Leser, warum verbringen Sie Ihren Sommerurlaub für viel mehr Geld immer
noch an der verregneten Ostseeküste bei Kurtaxe und muffigem Personal?
***
Gehen wir noch einmal zusammen an den Strand, schauen uns
den Sonnenuntergang an und bedenken dankbar unser Glück, das uns auf diese
herrliche Tropeninsel der Großen Antillen geführt hat; wir sind froh des Lebens.
Und während der letzte purpurne Schimmer unter dem Horizont verschwindet nippen
wir an unserem Daiquiri, nehmen einen tiefen Zug aus einer Churchill, genießen
und träumen und schweigen und sind aufgewühlt von den phantastischen
Erinnerungen der vergangenen Wochen. Trotz der Hitze überläuft uns vor lauter
Wohlbefinden eine leichte Gänsehaut. Ich aber werde plötzlich angesprochen und
aus meinen Träumen gerissen: "Wenn du weiterhin in unserer Wohnung so qualmst,
kannst du auch gleich unsere Gardine waschen! Und achte auf die Zigarrenasche!
Und was machen die vielen Leute hier?" Das war meine Frau, Nichtraucherin. Und
Sie gehen jetzt besser nach Hause. Es war schön mit Ihnen.
***
Noch ein Satz zu der
Schreibweise der Hauptstadt Kubas:
Die Kubaner schreiben sie „La Habana“, im Englischen wird sie
„Havana“ und im Deutschen „Havanna“ geschrieben.
© Fotos und Text: Heinz Albers, Februar 2003, aktualisiert 2007
© für die Auszüge aus dem Roman "Inseln im Strom" von Ernest Hemingway
bei Mary Hemingway, 1971
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